In diesem Beitrag:
Meine erste Yogalektion und wie alles begann
Ich wünschte mir wieder etwas mehr sportliche Bewegung in meinem Leben. Nachdem ich mit ziemlich vielen Sportlektionen eine on/off Beziehung führte und die festeingeplante Joggingrunde meist sausen lies, war es Zeit für etwas Neues. Da kam es ziemlich gelegen, dass mich eine Arbeitskollegin in ihr Yogastudio mitnahm.
Schon als ich in den rotgestrichenen Raum trat und die Kerzen in der Ecke sah, wusste ich: Das hier wird anders. Es war Liebe auf den ersten Blick, obwohl ich gar noch nicht so richtig wusste in was ich mich eigentlich verliebt hatte.
Die folgenden zehn Jahre zeigten es, Yoga lehrte mich zu mir selbst zu finden. Facetten an mir neu zu entdecken, mutig neues auszuprobieren und besonders an schwierigen Tagen, mich selbst anzunehmen.
Keine einfache Liebesbeziehung, aber eine die beständig ist. Denn Yoga war immer für mich da, ganz egal, wie ich mich gerade fühlte oder was ich durchmachte. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass meine Yogapraxis ziemlich gut repräsentiert, was ich persönlich in all diesen Jahren durchgemacht habe.
Meine Erkenntnisse daraus, möchte ich dir hier mit dir teilen. Es sind in erster Linie persönliche Erfahrungen ohne spezifischen Kontext zur Yogaphilosophie. Auch sollten sie nicht als wertend zählen, wenn es um deine eigene Yogapraxis geht.
Yoga hat mir gezeigt wie Unmögliches, möglich wird
Ich erinnere mich noch gut an die kraftvollen Yogalektionen, wie ich sie früher oft geübt habe. Ich habe sie geliebt, denn sie brachten mich in Körperhaltungen, die ich nie für möglich gehalten habe. Plötzlich machte ich mir Gedanken wohin ich mein Bein bringen soll, wie ich meine Hüfte bewegen muss und setzte meine Kraft für Dinge ein, die ich für Unmöglich gehalten habe. Das ich jemals einen Kopfstand schaffe, hätte ich nie geglaubt.
Übrigens ein ähnliches Prinzip erlebe ich aktuell über mein Krafttraining. Es zeigt mir, das viel mehr möglich ist, als wir denken.
Yoga hat mir erlaubt sanft zu sein
Yoga war von Anfang an ein Ausgleich für mich. In Zeiten, in denen ich viel gearbeitet habe, war Yoga mein Anker. Ich brauchte Yoga so sehr, dass ich nach der Arbeit hineilte und kurz vor knapp auf der Yogamatte ankam, nur um mich danach eine Stunde in den powervollsten Posen zu räkeln. Raus aus dem Kopf.
Und leider auch raus aus meinem Körpergefühl. Das was ich damals praktizierte, war zwar körperlich, aber entfernte mich mehr von mir selbst. Im Fokus standen Körperübungen und mein grösstes Ziel war es die schwierigsten Posen von Kopfstand bis Handstand zu meistern. Genau so wie im echten Leben, pushte ich mich, mehr zu tun. Besser zu werden – bis es irgendwann nicht mehr ging. Die Einsicht kam erst später, als meine Praxis stiller, weniger und sanfter wurde. Auch hier die Parallele: Wie im realen Leben, suchte ich nach Rückzug. Dadurch konnte ich mich wieder mehr mir selbst widmen und mir näher kommen. Ich erlaubte mir anzunehmen, was ist und lernte sanfter mit mir zu werden.
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Yoga lehrte mich, präsent zu sein
Wie im letzten Abschnitt beschrieben, nutze ich Yoga als Ventil um abzuschalten. Heute weiss ich, ich hatte kaum Kapazität um wirklich zu fühlen was ist und dadurch war ich selten präsent in meinem Körper.
Was es heisst präsent zu sein, habe ich erst so richtig verstanden, als ich mich mit meinem Atem beschäftigte und mir erlaubte wieder zu fühlen, was überhaupt alles da ist. Heute fällt es mir schwer, eine angeleitete Stunde zu folgen, da ich schnell abschweife und wieder in den Modus des Tuns komme, statt zu fühlen und bei mir zu bleiben. Besonders, wenn die Lektion sehr schnell oder kraftvoll angeleitet werden.
Das soll keine Wertung sein. Ich bin der Meinung jeder Yogastil hat seine Berechtigung. Was es schlussendlich braucht ist die Balance und die findet man nur bei sich selbst.
Wir sind hier um Erfahrungen zu machen!
Wie oft wird uns erzählt, dass wenn wir xy tun, kommen wir schneller zum Ziel oder, dass du nur diese eine Methode befolgen musst, damit du xy erreichst? Ich sage dazu nur Bullsh*! Denn, wir sind hier um Erfahrungen zu machen und da gibt es leider keine Abkürzungen.
Genau das übe ich im Yoga immer wieder. Denn natürlich gibt es tolle Lehrer und Lehrerinnen, die mir Anweisungen geben können, mich inspirieren und weiterbringen. Aber die Erfahrung kann mir niemand abnehmen. Da spielt es keine Rolle ob es um Asanas, Atemübungen oder um deinen Lebensweg geht. Das ist ja das wundervolle am Mensch sein: Wir können Erfahrungen machen, daraus lernen, sie verarbeiten und neu entscheiden.
Wachstum ist nicht linear
Yoga hat mich zum Ayurveda geführt und damit in eine Lebensansicht, die ich bislang nicht so kannte. In meiner Vorstellung existierte bis dahin nur der lineare Weg und damit das Prinzip von höher, schneller, weiter.
Das in der Natur eigentlich alles einen Zyklus hat und wir sogar selbst zyklisch sind, eröffnete mir eine völlig neue Perspektive. Plötzlich machte es Sinn, dass wir nicht immer die selbe Energie abrufen können oder wir an manchen Tagen oder Wochen nicht weiterkommen, obwohl wir das Gleiche tun. Auch in meiner körperlichen Yogapraxis erlebte ich häufig dieses Prinzip und erlebte nach einer kurzen Auszeit, wie sich alles zusammenfügte.
Yoga zeigte mir, ich bin frei.
Yoga hat mich durch einige Krisen geführt. Dabei gibt es ein zentrales Element, das mich immer wieder begleitet hat. Die Verbindung zu mir selbst. Meist durch Meditation und Atmung erzielte ich eine Art Ruhe in mir und meinem Geist. Damit kam auch das vertraute Gefühl und flüsterte mir zu: Ich bin frei.
Ich habe es selbst in der Hand, wie ich mit der Situation umgehe. Ich trage selbst die Verantwortung für mein Handeln – auch wenn die Umstände, die mich hierhin brachten, nicht frei gewählt sind.
Und ja, das klingt schön, wenn ich es hier so schreibe. Aber in Wahrheit ist, in die Selbstverantwortung zu gehen, nicht immer eine leichte Aufgabe. Den eigenen Weg zu gehen, der sich für mich frei und richtig anfühlt, bedeutet auch vielen Widerständen zu begegnen. Das kann an manchen Tagen schwer sein. Aber auch an diesen Tagen gibt es Yoga – und das hilft.
Hat es geklappt mit der Selbstfindung?
Ich bin mir in den letzten 10 Jahren definitiv näher gekommen. Fühle mich mehr verbunden mit mir und dem Leben, das ich lebe. Liebe jede Facetten der Höhen und Tiefen und bin im Vertrauen.
Und trotzdem bin ich mir sicher, gibt es noch zahlreiche Facetten in mir, die es zu entdecken gilt. Weitere Tiefen, die erkundet werden wollen und die mir neue Erkenntnisse bringen.